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Die Zukunft der Musikvermarktung – L.A. Style

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Die Musikindustrie hat es schwer. Deswegen jammert sie auch gerne lang und lästig über Raubkopierer, die ihnen ihre Villen im Tessin wegkopieren wollen.

Zeit kreativ zu werden und nachdem die reine Androhung einer zünftigen Notzüchtigung durch Kinospots und ähnliches nicht mehr zieht, ist man in L.A. schon einen Schritt weiter: Gegen Raubkopierer helfen nur noch Raubverkäufer.

Im Einzelnen sieht das dann so aus: An geeigneten touristenaffinen Stellen (z.B. Venice Beach), verteilen sich junge Menschen die sich als aufstrebende Rapmusiker zu erkennen geben. Sie drücken Menschen im vorbeigehen ungefragt eine CD in die Hand und setzen ihnen blitzschnell ein paar Kopfhörer auf aus denen Ghettorap oder sowas wumpert.

Der verdutzte Spaziergänger wird nach rund 30sekunden bewumperung nun gefragt wie ihm das gefallen habe und da er gut erzogen ist, sagt er sowas wie “Its okay”. Das wird von dem jungen Rapmusikern als Ausdruck extremer Begeisterung interpretiert, der daraufhin fragt wo man denn herkomme und wie man heiße. Antwortet man beispielsweise Oliver, from Berlin, wird dies nochmal enthusiastisch wiederholt: “Yeah OOOOLIVER, great great, I love Berlin. We once worked with Jan Delay, did you know?” Jaja whatever.

Und ehe man sichs versieht besteht der junge Musiker darauf, einem die CD zu signieren, weil er sich so darüber freut, das man ihn unterstützen will. Und während man noch genau versucht rauszubekommen, was er mit support überhaupt meint, ist die CD auch schon signiert und nicht nur die, denn plötzlich sieht man sich einer ganzen Gruppe von Rapfreunden entgegen, die einem ebenfalls ungefragt signierte CDs entgegenstrecken und zu verstehen geben, man solle ihnen dafür doch jetzt pro Nase 10$ geben.

Reagiert man darauf eher unenthusiastisch, weicht ihr Grinsen plötzlich einem sehr unentspannten Gesichtsausdruck: “Hey man, don’t be mean … you wanted these! I signed it for you!” Und sie stehen plötzlich sehr dicht um einen herum in dieser Ecke des Venice Beach von der man sich gar nicht erinnern kann dort mit ihnen hingeschlendert zu sein. “You gotta be fair, Oliver… You wanted these.” Äh was wollte ich? Ghettorap-CD’s? So sehr wie ein Schuss ins Knie wollt ich die. Was irgendwie auch im Bereich des möglichen scheint, wenn der Gesichtsausdruck des einen Nachwuchsmusikers richtig zu deuten ist. “It’s only 10$ each, we signed this for you…” Ja danke, so nah ist nah genug. “We got to be fair to each other or else…” Or else? Und da hinten kamen dann bereits weitere signierwillige Musiker angelaufen, die mit ihren CD’s winkten.
Ja, lasst uns fair sein. Ich geb euch 30$ und ihr lasst mich weitergehen?

Klingt fair. Sehr fair. Finden auch die Musiker, deren Grinsen plötzlich wieder zurückkehrt.

Man ist froh wieder auf freiem Fuss zu sein, kehrt an die Stranpromenade von Venice Beauch zurück und hat ein paar signierte CD’s und das Gefühl so richtig klassisch abgezogen worden zu sein.

Wie ich Deutschland kenne wird es nicht lange dauern und dieses Verkaufsmodel setzt sich auch hierzulande durch.

Dann passt auf, wenn euch der Verkäufer im Ikea nach dem Namen fragt. Sonst habt ihr plötzliche ungefragt eine signierte Einbauküche am Hals.


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